Trinkwasseranalysen
Stand 01.11.2011
Rechtsgrundlagen
Die Rechtsgrundlage zur Hygiene – Überwachung von Trinkwasser ist die 1. Änderung der Trinkwasserverordnung vom 01.05.2001 (TrinkwV 2011), die die EU - Richtlinie in Deutschland umsetzt.
Sowohl die Probenahmen als auch die Analysen selbst dürfen nur durch akkreditierte Laboratorien erfolgen. Umfang und Häufigkeit der Untersuchungen bestimmen sich nach Anl. 4 der Trinkwasserverordnung im Rahmen der Überwachungstätigkeit der Gesundheitsämter.
Mikrobiologische Parameter
E. coli
E. coli sind Bakterien, die aus dem Darm von warmblütigen Tieren oder Menschen stammen, und ihr Nachweis ist ein direkter Hinweis auf eine fäkale Verunreinigung. In 100 ml Trinkwasser darf dieser Keim nicht nachweisbar sein.
Methode: Colilert 18 / Quantitray
Abnahmebedingungen: sterile Flasche mit Thiosulfat, Kühlung auf 4 °C,
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Enterokokken
Enterokokken sind Bakterien, die aus dem Darm von warmblütigen Tieren oder Menschen stammen. Da sie widerstandsfähiger als andere Keime fäkalen Ursprungs sind, können sie auch ein Hinweis auf eine länger zurückliegende fäkale Verunreinigung bzw. auf eine nicht ausreichende chemische Desinfektion sein. Sie sind widerstandsfähiger gegen chlorung als E. coli und coliforme Keime. In 100 ml Trinkwasser darf dieser Keim nicht nachweisbar sein.
Methode: Membranfiltration auf Selektivnährböden, Bestätigung durch Äsculin-Hydrolyse
Abnahmebedingungen: sterile Flasche mit Thiosulfat, Kühlung auf 4°C,
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Chemische Parameter
Freies Chlor
Chlorverbindungen werden zur Desinfektion von Trinkwasser eingesetzt. Es entfaltet seine beste Wirkung bei niedrigen pH-Werten.
Nach Abschluss der Wasseraufbereitung soll die Konzentration von freiem Chlor nach oben auf 0,3 mg/l begrenzt sein, in begründeten Ausnahmefällen auf 0,6 mg/l.
Methode: Photometrische Bestimmung mittels DPD
Abnahmebedingungen: verschließbare Plastikflaschen,
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Nitrat
Nitrat entsteht aus Ammoniak und stammt im Wasser hauptsächlich aus Abwasserleitungen, bzw. stammt im Grundwasser aus der Stickstoffdüngung. Es entsteht als Endprodukt beim Abbau stickstoffhaltiger, organischer Substanzen und bleibt so lange im Wasser, bis es von Pflanzen als Nährstoff wieder aufgenommen wird. Es dient als Verschmutzungsindikator. Durch Regenwasser wird Nitrat aus dem Boden ausgewaschen und gelangt so ins Trinkwasser. Nitrat wird im menschlichen Organismus zu Nitrit umgewandelt und kann neben seiner Wirkung als Atemgift (Methämoglobinämie bei Säuglingen) krebserregende Nitrosamine bilden. Grenzwert: 50 mg/l Bei Wässern, die zur Herstellung von Säuglingsnahrung verwendet werden, sollte der Nitratwert möglichst sehr niedrig sein.
Methode: Photometrische Bestimmung
Abnahmebedingungen: verschließbare Plastikflaschen, 2 - 5 °C
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Nitrit
Unter bestimmten chemischen Bedingungen entsteht Nitrit als Zwischenprodukt bei der Umwandlung von Ammonium in Nitrat.
Es stellt somit eine Zwischenstufe in dem durch Bakterien bewirkten oxidativen Abbau (Nitrifikation) von stickstoffhaltigen pflanzlichen oder tierischen Substanzen dar:
- Proteine werden zu Ammonium
- Ammonium wird zu Nitrit
- Niitrit wird zu Nitrat
Ebenso kann Nitrit, bei Wasser mit hohem pH-Wert, durch Bakterien aus Nitrat gebildet werden. Durch Regenwasser können Nitrate, Nitrite oder Amine aus dem Boden ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen. Nitrit deutet im Wasser meist auf eine frische organische Verunreinigung hin. Es ist ein starkes Fischgift und kann im menschlichen Körper den Sauerstofftransport hemmen. Grenzwert: 0,5 mg/l
Methode: Photometrische Bestimmung
Abnahmebedingungen: verschließbare Plastikflaschen, 2 - 5 °C
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Temperatur
Trinkwasser, vor allem aus Grundwasser gefördert, sollte keinen kurzzeitigen Temperaturschwankungen aufweisen. Größere Schwankungen weisen auf Oberflächenwassereinflüsse hiin, die das Trinkwasser mikrobiologisch negativ beeinflussen können. Höhere Wassertemperaturen in Rohrleitungen können die Korrosionsvorgänge beschleunigen. Die Temperatur einer Wasserprobe hat auch Einfluss auf Messergebnisse (z.B. pH-Wert, elektr. Leitfähigkeit und Färbung)
Methode: Bestimmung der Temperatur mit einem Spezialthermometer
Abnahmebedingungen: Vor - Ort - Messung
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Indikatorparameter
Ammonium
Ammonium ist Bestandteil des Stickstoffkreislaufes und kommt in Abwässern und Oberflächenwässern in höherer Konzentration vor. Das Vorkommen von Ammonium ist meist ein Anzeichen für unvollständige Mineralisation organischer Verunreinigungen und sollte grundsätzlich als hygienisch bedenklich angesehen werden. Es kann rein chemisch bedingt auf das Ausbringen von z.B. harnstoff- oder ammoniumhaltigen Kunstdüngern, auf Sickerwässer von Deponien oder auf chemische Abwässer zurückgeführt werden. Die gesundheitliche Bedeutung ist gering. In Wasserleitungen aus Kupfer kann die Korrosion beschleunigt werden. Grenzwert: 0,5 mg/l
Methode: Photometrische Bestimmung als Indophenol
Abnahmebedingungen: verschließbare Glas- oder Polyethylenflaschen
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Kolonienzahl bei 22ºC und 36ºC
Das aus vorhandenen Bakterien auf Nährböden sichtbare Heranwachsen von einzelnen Kolonien aus 1 ml Wasserprobe gibt einen allgemeinen Überblick über das Ausmaß der Keime im Wasser. Erhöhte Koloniezahl weist auf eine Verunreinigung des Wassers durch
- unzureichende Aufbereitung oder Desinfektion
- Verkeimung durch Stagnation des Wassers (z.B. in Endsträngen)
- Rohrbrüche oder Arbeiten am Leitungsnetz
Das Trinkwasser darf keine anormale Veränderung der Koloniezahl aufweisen.
Methode: Plattengussverfahren
Abnahmebedingungen: sterile Flasche mit Thiosulfat, Kühlung auf 4 °C,
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Coliforme Bakterien
Coliforme Bakterien sind eine Gruppe verschiedener Bakterienarten, die sowohl fäkalen, als auch nichtfäkalen Ursprungs sein können. Ihr Vorhandensein zeigt zunächst eine allgemeine Verschlechterung der Wasserqualität an. In 100 ml Trinkwasser sollen keine Coliformen Bakterien nachweisbar sein.
Methode: Colilert 18 / Quantitray
Abnahmebedingungen: sterile Flasche mit Thiosulfat, Kühlung auf 4 °C,
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Clostridium perfringens
Diese Bakterien brauchen nur bestimmt zu werden, wenn das Wasser sich von Oberflächenwasser herleitet. Sie kommen in Böden vor oder sind fäkalen Ursprungs. In 100 ml Trinkwasser darf dieser Keim nicht nachweisbar sein.
Methode: Membranfiltration auf m-cp-Agar Bestätigung durch Ammoniak-Bedampfung
Abnahmebedingungen: sterile Flasche mit Thiosulfat, Kühlung auf 4 °C,
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Elektrische Leitfähigkeit
Die elektrische Leitfähigkeit ist ein Maß für die Fähigkeit eines Wassers, den elektrischen Strom zu leiten. Zur elektrischen Leitfähigkeit einer wässrigen Lösung tragen alle Anionen und Kationen bei. Die Leitfähigkeit ist abhängig von der Ionenkonzentration, Ionenbeweglichkeit und der Temperatur des Wassers. Eine Zunahme der elektrischen Leitfähigkeit kann z.B.auf eine Versalzung hinweisen, die als weiteres zu Korrosionserscheinungen an Werkstoffen führen kann. Grenzwert: 2790 µS/cm bei 25 °C
Methode: Elektrochemisch mit Eintauchzelle
Abnahmebedingungen: verschließbare Plastikflaschen
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Färbung
Die Färbung ist eine optische Eigenschaft des Wassers. Sie ist als Indikatorparameter einer Verunreinigung zu betrachten. Huminstoffe färben das Grundwasser gelb bis gelbbraun. Auch Einbrüche von Fäkalien in Grund- und Quellwässer können neben anderen physikalisch – chemischen und mikrobiologischen Verunreinigungen zu gelben Färbungen führen. Erhöhte Eisen- oder Manganwerte führen ebenfalls zu gelben bis gelbbraunen Färbungen, Trübungen oder Ausflockungen. Bläuliche Verfärbungen sind meist auf Kupferverbindungen zurückzuführen.
Grenzwert bei 436 nm: 0,5 m -1
Methode: Photometrische Messung
Abnahmebedingungen: verschließbare Plastikflaschen
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Geruch
Einer Wasserprobe, die einen gerade noch wahrnehmbaren Geruch hat, wird der Geruchsschwellenwert 1 zugeordnet. Gerüche können durch Lösungsmittel, Chlorverbindungen, bestimmte Bakterien und verschiedene Arten von Verunreinigungen entstehen. Grenzwert: Geruchsschwellenwert 3 bei 23 °C
Methode: Qualitative Bestimmung durch Riechen bzw. quantitative Bestimmung des Geruchsschwellenwertes durch Riechen
Abnahmebedingungen: gut verschließbare Glasflaschen, kühl und dunkel
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Trübung
Trübung bedeutet die Verringerung der Lichtdurchlässigkeit von Wasser. Sie wird durch ungelöste Wasserinhaltsstoffe verursacht. Dieses können Bakterien, Algen, ungelöste organische Substanzen oder auch Eisenverbindungen, etc. sein.
Sie ist einer der Parameter, die die Qualität von Trinkwasser belegen. Grenzwert: 1,0 NTU
Methode: Streulichtmessung (Nephelometrie)
Abnahmebedingungen: verschließbare Plastik- oder Glasflaschen, 2 - 5 °C
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Wasserstoffionenkonzentration = pH - Wert
Der pH - Wert gibt den Säure- oder Basenwert des Wassers an. Das Wasser sollte nicht korrosiv wirken. Grenzwert: 6,5 - 9,5
Methode: potentiometrisch mit pH-Messkette
Abnahmebedingungen: verschließbare Plastik- oder Glasflaschen, 2 - 5 °C
Probenahmeprotokoll: zertifizierter Probenehmer
Hinweise zur Wasserentnahme
Das Wasser muss in Spezialflaschen entnommen werden. Dieses gilt besonders für die mikrobiologischen Analysen, aber auch für bestimmte hygienisch-chemische Analysen.
Die Flaschen stellt das Labor zur Verfügung. Die Entnahme wird durch fachkundiges Personal des Laboratoriums durchgeführt. Probenahme und Analytik erfolgen nach der 2. Änderung der Trinkwasserverordnung vom 01.05.2001 (TrinkwV von 2012).